Das Dreiergeläut in Georgenthal

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts besaß die Elisabethkirche ein bronzenes Dreiergeläut. Prof. Dr. P. Lehfeld beschrieb es 1898 in einem Buch zu Thüringer Kunstdenkmalen wie folgt:

"1) 1887 von Karl Friedrich Ulrich in Apolda gegossen, als Kaiser Wilhelm I. unter Deutschlands Jubel eben sein 90. Lebensjahr vollendet hatte.
2) 1825 von Jac. Bitorf in Seligenthal, mit schlecht gegossenem, aber interessant gedachten Fries und mit figurenreichem Relief der Kreuzigung am Mantel.
3) 1893 beim Trauerläuten für Herzog Ernst II. gesprungen, von Gebrüder[n] Ulrich in Apolda umgegossen."


Der Erste Weltkrieg ließ diese Zeugen der Vergangenheit verstummen; das Geläut wurde eingeschmolzen und das daraus gewonnene Material für Kriegszwecke verwendet. Erst 1924 riefen in Georgenthal wieder Glocken zum Gebet. Allerdings waren es, der Not geschuldet, Eisenhartgussglocken, deren Lebensdauer bereits damals nur auf 70 bis 90 Jahre geschätzt wurde.

Nach der Stilllegung einer dieser Glocken um 2004 wuchs in Georgenthal der Wunsch nach einem neuen Geläut. Eine derart große finanzielle Anstrengung konnte die Kirchgemeinde allein jedoch nicht bewältigen. Glücklicherweise beschlossen die Gemeinderäte 2007, das Glockenprojekt mit rund 20.000 Euro zu unterstützen und somit den Traum vom neuen Geläut überhaupt Realität werden zu lassen. Dem Stiftergeist vieler Bürger des Ortes ist es zu verdanken, dass auch der restliche, noch fehlende Betrag aufgebracht werden konnte. Insgesamt belief sich die Investition für das neue Glockenspiel auf 35.000 Euro.


Rückseite der Glocken mit Stationen des Lebens der Elisabeth

Das Geläut im Jubiläumsjahr der Patronin Elisabeth zu weihen, verlangte nach einer dem Ereignis angemessenen optischen Aufwertung der drei Glocken. Die liturgische Funktion der Taufglocke, der Gebetsglocke und der Ewigkeitsglocke wurde in Form von Reliefs verdeutlicht, die auf der Vorderseite der Glocken die Taten der Barmherzigkeit zeigen. Um einen geistigen Bogen von Georgenthal aus zu den Lebens- und Wirkungsstätten der Heiligen Elisabeth zu schlagen, wurde die Verbindung zur Wartburg, zur Creutzburg sowie nach Marburg umgesetzt (siehe Bild, v.l.n.r.: Wartburg-Kapitell, Creutzburg, Marburg).
Diese Zusammenhänge symbolisieren jeweils rückseitig auf der Taufglocke (Glaube) das Relief der Elisabethglocke aus Marburg (1330), auf der Gebetsglocke (Liebe) das Relief einer französischen Lilie (Symbol der Zisterzienser, vereint die Tugenden Reinheit und Mildtätigkeit) aus der Elisabethkemenate der Creutzburg sowie auf der Ewigkeitsglocke (Hoffnung) der Abdruck eines romanischen Kapitells von der Wartburg. Diese Reliefs wurden als Vorlagen in Wachs modelliert, anschließend in Ton als Negativ auf die "falsche" Glocke mit aufgebracht und so für den Guss vorbereitet.

Die Reliefs der Rückseiten als Wachsvorlagen

Nach erfolgreichem Guss in der Glockengießerei Bachert in Karlsruhe konnten viele begeisterte Georgenthaler Bürger "ihre Glocken" am 2. November 2007 feierlich in Empfang nehmen. In einem Festgottesdienst am 4. November wurde das neue Geläut von Altbischof Roland Hoffmann geweiht und seiner Bestimmung übergeben.
Von nun an mögen diese Glocken mit ihren Schwingungen in g, h und d, die von Glaube, Liebe und Hoffnung künden, die Herzen der Menschen berühren.

Zurück