Das Deckenbild im Burschenschaftsdenkmal

Die Ende 2006 abgeschlossene Fertigstellung des Deckenbildes markiert das Ende der 15-jährigen Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten am Burschenschaftsdenkmal Eisenach. Mehr als 1,5 Millionen Euro investierte der Denkmalerhaltungsverein Eisenach e. V. seit 1992 in das Objekt, das an die studentische Freiheits- und Einheitsbewegung Anfang des 19. Jahrhunderts erinnert. Nachdem von 1992 bis 2004 die Sicherung und Trockenlegung des Bauwerks im Fokus standen, konnte 2006 die Innenausmalung der Kuppel nach historischer Vorlage des Dresdner Professors Otto Gussmann realisiert werden. Die künstlerische Arbeit oblag dem Maler und Grafiker Gert Weber aus Gräfenhain.

Das Objekt repräsentiert in Stil und Inhalt ein Kunstwerk einer ganz bestimmten Epoche. Daher stand die Aufgabe, das Bauwerk nicht zu verändern, sondern zu erhalten. Das restaurierte Burschenschaftsdenkmal steht heute für keine aktuelle politische Aussage, sondern ist Stein gewordene Erinnerung an die Freiheits- und Einheitsbestrebungen im Deutschland des 19. Jahrhunderts.

Deckenbild im Burschenschaftsdenkmal

Das Burschenschaftsdenkmal wurde ab 1900 in knapp zweijähriger Bauzeit nach einem Entwurf des Architekten Wilhelm Kreis errichtet. Im Mai 1902 wurde es eingeweiht. Zur Erinnerung an das erste Wartburgfest von 1817, bei dem Studenten und Professoren erstmals öffentlich die Überwindung der deutschen Kleinstaaterei einforderten und mit den Wartburgbeschlüssen den ersten demokratisch-freiheitlichen Verfassungsentwurf erarbeiteten, wurde als Standort die Stadt Eisenach festgelegt. Die Ausmalung der Kuppel übernahm seinerzeit das spätere Mitglied der Künstlergruppe "Die Brücke" Otto Gussmann (1869-1926). Sein Fries zeigt auf rund 120 Quadratmetern den Kampf der nordischen Götter mit den Mächten der Finsternis. Vor mythisch dunklem Hintergrund und zentriert um eine goldene Sonne sieht der Betrachter voluminöse Körper im endzeitlichen Ringen vereint. Das heutige Bild ist keine Restaurierung, sondern eine Neuausmalung nach überlieferter Vorlage. Das Originalbild, ganz im Pathos des späten 19. Jahrhunderts gehalten, ging durch eindringende Feuchtigkeit und Schäden im Kuppelbereich verloren, die jahrzehntelangem Verfall zu DDR-Zeiten geschuldet waren. Aus diesem Grund musste eine Ersatzkuppel gebaut werden, in der seit Juli 2006 schließlich das Bild neu entstand. Eine besondere Herausforderung stellte die Plastizität der Figuren dar. Die Krümmung der Kuppel beeinflusst die Wahrnehmung der Proportionen stark, so dass mit man mit großem Augenmaß und Fingerspitzengefühl für Helligkeit die Dramatik der Szene einfangen musste. Bis Anfang Dezember 2006 dauerte die Ausmalung der Kuppel an, die der Künstler allein vollendete.


Deckenbild im Burschenschaftsdenkmal

Mit der Fertigstellung des Frieses nach Gussmann ist mit dem Burschenschaftsdenkmal wieder ein Gesamtkunstwerk entstanden, das sich im Gleichklang von Architektur, Fensterglaskunst und Malerei als wohl einmaliger Zeitzeuge der vorletzten Jahrhundertwende präsentiert.

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